6. Das pädagogische Verständnis und die Umsetzung pädagogischer Qualität

6.1 Unser Bild vom Kind

Jedes Kind betrachten wir individuell und als solches wertvoll und einzigartig. Kinder sind von Geburt an emotional und sozial kompetent und stehen mit all ihren Interessen, Bedürfnissen und Fähigkeiten im Zentrum unserer Arbeit. Durch das eigene Erleben im Alltag und die eigenen Erfahrungen, die das Kind täglich macht, entsteht die Sicht auf die Welt und die individuelle Wirklichkeit wird konstruiert. Unsere Aufgabe besteht darin: Erfahrungs- und Verarbeitungsprozesse bei Kindern zu unterstützen, anzuregen und herauszufordern. Dies geschieht durch die Gestaltung der Umwelt, als auch durch die Gestaltung der Interaktion zwischen uns als ErzieherInnen und dem Kind. Das Kind bestimmt das Tempo, in dem es lernt, es darf neugierig sein und auch einmal Fehler machen. Das Kind ist von Anfang an, aktiver Mitgestalter seiner Entwicklung und gewinnt sein Wissen über die Welt durch selbsttätige Handlungen. Voraussetzung dafür ist, dass sich das Kind angenommen und geborgen fühlt. Es muss Vertrauen zur Bezugsperson, in unserem Fall zur/ zum BezugserzieherIn haben. Die Kinder müssen spüren, dass Sie ernst genommen und wertgeschätzt werden. Wir dürfen ihre (Weg) -begleiter in ein selbstständiges und verantwortungsvolles Leben sein.

6.2 Unser Verständnis von Bildung

Unsere Kindertagesstätte versteht sich als Bildungseinrichtung, in der die Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet und unterstützt werden. Wir sehen unsere wichtigsten Aufgaben darin, das Kind als seinen eigenen Lehrmeister wahrzunehmen, sich auch einmal zurückzuhalten, die Räume und das Umfeld stets so zu gestalten, dass Kinder Freiräume haben, sich entfalten und ausprobieren können. Wir ermöglichen jedem unserer Kinder nach eigenen Neigungen und Fähigkeiten, die angebotenen Lern- und Bildungsmöglichkeiten zu nutzen. Etwas können zu wollen, etwas zu lernen und sich zu bilden – dies sind die ursprünglichen Interessen eines jeden Kindes. Wir sehen uns als ihr Partner in der Entwicklung und schaffen die Voraussetzungen, damit sich ihre Kenntnisse über die Welt stets erweitern. Wir schaffen die Bedingungen im Alltag und stehend helfend zur Seite, damit sich unsere Kinder kreativ ausleben können, ein aufgeschlossenes Verhältnis zur Umwelt und zur Natur entwickeln und ihren Platz in der Gesellschaft finden und einnehmen. Neugierde wecken, Aktivität fördern und der Kreativität freien Lauf lassen, verstehen wir als zentrale Aufgaben. Bildung findet immer dann statt, sofern die Kinder ausreichend Sicherheit durch eine Bindungsperson, Anregungen durch Raum und Material, sowie Zuwendung und stete Kommunikation erhalten. Erziehung, als Vorrausetzung zur Bildung, und die Bildung lassen sich als umfassende Prozesse der lebenslangen Entwicklung in der Auseinandersetzung mit sich und der (Um)Welt beschreiben. Wir Erzieher/Innen sind dafür da, die Voraussetzungen zu schaffen und die Impulse der Kinder wahrzunehmen.

6.3 Eingewöhnung

Der Eintritt in die Kita ist ein bedeutsamer Übergang für ein Kind und seine Eltern. Bereits vor der Eingewöhnungszeit können Eltern mit ihren Kindern unseren Spielenachmittag (für Kinder ab dem 6. Lebensmonat) in der Kita besuchen. Dieser findet im 14 tägigen Rhythmus statt und ermöglicht den Familien ein erstes Kennenlernen. Dieses Angebot erweist sich in unserer Einrichtung als sehr positiv und erleichtert nachweislich die Aufnahme in die Kita. Um jedem Kind diesen Eintritt in unsere Kita so angenehm wie möglich zu gestalten, verabreden wir zu Beginn der Kindergartenzeit eine sogenannte Eingewöhnung. Diese Zeit erstreckt sich über 2 bis 3 Wochen. Die Gestaltung dieser Eingewöhnung ist individuell sehr unterschiedlich. Das Kind wird in der Zeit der Eingewöhnung stets durch die Eltern (im Idealfall!) begleitet. Wir verabreden rechtzeitig den Start für diese Eingewöhnung, damit sich Eltern und Kind, trotz eventuell auftretender Verschiebungen, genügend Freiraum nehmen können. In den ersten Tagen der Eingewöhnung (meist 3-4 Tage) findet kein Trennungsversuch statt. Die Eltern sollten sich eher passiv im Gruppenraum verhalten, dennoch als sichere Basis für das Kind greifbar sein. Die erste Trennung hat etwa eine Dauer von 15-20 min (etwa ab Tag 5). Diese Dauer wird dann bei positiver Reaktion des Kindes Stück für Stück ausgedehnt. Es folgen immer längerdauernde Kita-Besuche, bis schließlich das Kind einen ersten ganzen Tag in unserer Einrichtung verbringt. Die positiven Erfahrungen während dieser Zeit sind sehr entscheidend für den gesamten weiteren Kita-besuch, sowie für den Verlauf weiterer Übergänge (z.B. beim Eintritt in die Grundschule). Schon aus diesem Grund messen wir dieser ersten Zeit bei uns große Bedeutung zu. Wir legen großen Wert darauf, dass nie zwei oder gar mehrere Kinder zur gleichen Zeit eingewöhnt werden. Während der gesamten Eingewöhnungszeit stehen Kind und Elternteil eine Bezugserzieherin zur Seite. Um den Start erfolgreich zu meistern, orientieren wir uns an drei Eckpunkten: 

Elternbegleitend ➔ wohlwollende und kompetente Unterstützung

Abschiedsbetont ➔ den Abschied klar und deutlich zu erkennen geben!

Bezugspersonenorientiert ➔ pädagogische Fachkraft ist gefragt; Zeit geben; Vertrauen wachsen lasse

6.4 Beobachtung und Dokumentation

Das Beobachten und Dokumentieren ermöglicht es uns, die Kinder genau kennen zu lernen und zu erkennen welche Entwicklungsaufgaben abgeleitet werden können. Zur Bewältigung der Entwicklungsaufgaben handeln wir entwicklungsbegleitend und individuell. Wichtig ist uns, die Interessen jedes einzelnen Kindes zu erkennen, zu akzeptieren und natürlich auch zu befriedigen. Um kindliche Entwicklung zu dokumentieren gibt es verschiedene Möglichkeiten. In unserer Kita haben wir uns zum einen für das Portfolio entschieden. Mit Hilfe dieses Instrumentariums ist es uns möglich: - die Stärken und Kompetenzen eines jeden Kindes festzuhalten, - unsere pädagogische Arbeit zu reflektieren, - unsere pädagogische Qualität zu verbessern. Das Portfolio gehört einzig und allein dem Kind. Es entscheidet je nach Entwicklungsstand, was in die Mappe kommt und wer Zugang zu ihr hat. Jedes Kind lernt frühzeitig mit seinem Portfolio zu arbeiten, sein Arbeitsergebnis auszuwählen und seinen Lernprozess selbst wahrzunehmen und einzuschätzen. Mit dem Übergang in das letzte Kindergartenjahr wird ein neues sogenanntes „Übergangsportfolio“ begonnen. Über den Verbleib des bereits gefüllten Portfolios entscheidet das Kind selbst. Meist möchte es dies schon einmal mit nach Hause nehmen. Am Ende der Kindergartenzeit wird das Übergangsportfolio in einem feierlichen Rahmen an das Kind übergeben. Im Idealfall ist auch die zukünftige Klassenlehrerin/ der zukünftige Klassenlehrer dabei. Außerdem nutzen die pädagogischen Fachkräfte die Methode des „Entwicklungssterns“. Dieser kann individuell für jedes einzelne Kind erarbeitet werden und im Laufe der Kita-Zeit stetig ergänzt werden. Gerade bei den regelmäßigen Entwicklungsgesprächen mit den Eltern eignet sich diese Methode besonders, da visuell die Kompetenzen und Fähigkeiten deutlich gemacht werden. Auch das Kind selbst kann in die Arbeit mit dem Stern einbezogen werden.

6.5 Entwicklungsgespräche

Im Gegensatz zu vielen anderen Gesprächen, die teils zwischen Tür und Angel stattfinden oder aber gezielt ein Problem ansprechen, bestehen die Ziele des Entwicklungsgesprächs in unserer Kita darin, sich über die Entwicklung des Kindes auszutauschen. Dabei geht es nicht um einen Monolog, sondern um einen Dialog mit den Eltern. Die Fachkraft sorgt dafür, dass dieses Gespräch in einem ruhigen Raum sowie in einer angenehmen Atmosphäre stattfindet. Beide Gesprächspartner haben sich im Vorfeld auf einen Termin mit einem entsprechenden zeitlichen Rahmen festgelegt und sind schriftlich (basierend auf Beobachtungen und Erfahrungen) auf das Gespräch vorbereitet. Die pädagogischen Materialien (z.B. Bastelergebnisse, Portfolio, Fotos, Ergebnisse aus Projekten oder Veranstaltungen), welche dem Kind gehören, können zum Gespräch hinzugezogen werden. Im Kita-Gesetz ist rechtlich verankert, dass mindestens einmal jährlich ein solches Entwicklungsgespräch durchzuführen ist und dieses schriftlich dokumentiert wird. Für uns ist das Entwicklungsgespräch kein „Problemgespräch“ – Gesprächsinhalt ist die Entwicklung des Kindes. Zeitlich orientieren wir uns häufig am Geburtstag des Kindes. Dass das Kind wieder ein Jahr älter geworden ist, ist ein guter Anlass, sich über die aktuelle Entwicklung des Kindes auszutauschen. Unsere Planung für die Gespräche kann somit schon längerfristig geführt werden. 

6.6 Inklusion

Inklusion bedeutet die individuellen Bedürfnisse aller Kinder gleichermaßen wahrzunehmen und jedes Kind allumfänglich einzubeziehen. Der Anspruch ist, dass jedes Kind mit seiner individuellen Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen, seiner kulturellen, nationalen, sozialen, religiösen Herkunft willkommen in unserem Haus ist. Kein Kind muss befürchten, ausgeschlossen zu werden. Die Kita ist die erste Bildungseinrichtung für ein Kind und legt gewissermaßen den Grundstein für eine tolerante und inklusive Haltung. Es geht in der Kita nicht darum, wie sich ein Kind an das System anpasst, sondern wie das System sich so an die Kinder anpasst, dass es keine Barrieren gibt und die selbständige Teilhabe ermöglicht werden kann. Dieses sehr hochgesteckte Ziel stellt eine Herausforderung für unsere tägliche Arbeit dar. Unser Konzept, unsere Strukturen, unsere täglichen Abläufe und nicht zuletzt sämtliche Handlungen, Haltungen und Einstellungen der pädagogischen Fachkräfte müssen verändert und angepasst werden. Wir sind auf dem Stand, dass unsere Fachkräfte nicht perfekt sein müssen, sondern sich auf den Weg gemacht haben. Um uns diesen Prozess zu erleichtern und die Umsetzung zu unterstützen, wurde die Handreichung „Index für Inklusion in Kindertageseinrichtungen. Gemeinsam leben, spielen und lernen“ vor einigen Jahren entwickelt und auf den Weg in die Thüringer Kita´s gebracht. Mit dieser Orientierungshilfe arbeiten wir als Team seitdem sehr intensiv und bilden uns in diesem Bereich stetig fort. Die Arbeit mit dem Index fördert die Auseinandersetzung mit inklusiven Werten und Haltungen, überprüft unsere pädagogische Praxis, hilft uns eine inklusive Kultur zu entwickeln und gleichzeitig Barrieren aufzuspüren und konsequent zu reduzieren. Die Teilhabe am Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen – professioneller Umgang mit Heterogenität in Kindertageseinrichtungen“ seit dem 1. Juni 2021 fokussiert die Auseinandersetzung mit diesem Schwerpunktthema. Wir erhalten außerdem zusätzliche Gelder für Personal- und Sachausgaben und dürfen uns über die wissenschaftliche Begleitung der Fachhochschule Erfurt und eine externe Prozessberatung des Paritätischen Wohlfahrtsverbundes freuen. Unter www.vielfalt-begegnen.de sowie im Kapitel 7 des Konzeptes sind weitere Informationen dazu nachzulesen.

6.7 Die Umsetzung der Bildungsbereiche des Thüringer Bildungsplanes

Der Thüringer Bildungsplan bildet eine Grundlage unserer Arbeit. In seinem dreiteiligen Aufbau werden neben den bildungswissenschaftlichen Grundlagen, 10 verschiedene Bildungsbereiche beschrieben. Alle 10 Bildungsbereiche sind nicht voneinander losgelöst zu betrachten, sondern gehen ineinander über und ergänzen sich. Die Bildungsbereiche finden sich nicht nur in den gezielten Angeboten wieder, auch während aller Aktivitäten des gesamten Tagesablaufes sind die einzelnen Bildungsziele ersichtlich.

Physische und Psychische Gesundheitsbildung

Wir legen hohen Wert auf die Gesundheitsförderung in unserem Kindergarten. Bewegung und Gesundheit sind Grundlagen kindlicher Bildungsprozesse und hängen eng miteinander zusammen. Beide Bereiche sind kaum voneinander zu trennen, da Gesundheit in hohem Maße von der Bewegung abhängig ist. Die Kinder sollen einen guten Rhythmus zwischen körperlichen, emotionalen, kognitiven, motorischen und sozialen Aktivitäten herstellen. So kommt auch in der täglichen Arbeit mit den Kindern in unserer Kita der motorischen und gesundheitlichen Bildung eine entscheidende Rolle zu. Hierbei nehmen die physische Gesundheitsbildung (z.B. gesunde Ernährung und Bewegung) wie auch die psychische Gesundheitsbildung (Stärkung der personalen Ressourcen, des Selbstbewusstseins, der Eigenverantwortung und der Konfliktfähigkeit) einen gleichermaßen wichtigen Stellwert ein. Von frühester Kindheit an sind die körperliche Aktivität und die tägliche ausreichende Bewegung zentrale Bildungsaufgaben für uns. Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Familien der Kinder ist bei diesem Bildungsbereich ein bedeutsamer Aspekt, weil die gesundheitliche Situation und körperliche Entwicklung eng mit dem Wissen, den Einstellungen und dem Verhalten ihrer nahen Bezugspersonen zusammenhängen. Durch regelmäßige Sportangebote, sowohl in unserer Kita als auch in der entsprechend für die Kita – Kinder ausgestatteten Turnhalle, altersgerechte wöchentliche Wanderungen und das Angebot ansprechender Materialien zur Entwicklung von Geschicklichkeit, Gleichgewicht, Bewegungssicherheit und Reaktionsvermögen, bieten wir den Kindern Raum und Zeit ihrem Bewegungsbedürfnis nachzukommen, sowie ihre Motorik zu schulen. Dabei sind die Stärkung des Selbstbewusstseins und die Entwicklung von Selbstvertrauen der Schlüssel zur Motivation. Positive Bewegungserfahrungen von klein auf sind ebenso wichtig wie das sichere Gefühl für den eigenen Körper. Gleichzeitig lernen die Kinder mit ihren Spiel- und Sportkameraden in die soziale Interaktion zu gehen, als Team zusammen zu arbeiten, sich zu respektieren und aufeinander Acht zu geben. Des Weiteren besuchen unsere Vorschüler jährlich die Rückenschule – hier werden gezielt Übungen praktiziert, wie z.B. die richtige Sitzhaltung im Unterricht und das rückenschonende Tragen des Schulranzens. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, stets für ausreichend Freiraum und vielfältige Bewegungsmöglichkeiten zu sorgen – nur so können die Kinder ihre Fähigkeiten entfalten und erleben. Wir stehen heute immer mehr vor der Aufgabe, der mangelnden und einseitigen Bewegung entgegenzuwirken. Grundsätzlich gilt: Je vielfältiger die Bewegungsanreize, desto besser lassen sich Ausdauer, Kraft, Koordination, Schnelligkeit und Geschicklichkeit schulen. Durch den Wechsel von Bewegung und Entspannung lernen die Kinder ihren Körper in Aktivität und Ruhe zu spüren. Regelmäßige Entspannung verbessert das Körperbewusstsein und die Kompetenz mit dem eigenen Körper umzugehen und die eigene Gesundheit zu fördern. Seit nun mehr als zwei Jahren haben wir uns zum Ziel gesetzt, einmal jährlich einen gemeinsamen Bewegungstag mit unseren Kooperationspartnern, Familien und Vereinen durchzuführen. Ziel dieses Tages ist es, die Familien über sportliche Aktivitäten in unserer Region zu informieren, niederschwellige Angebote im Bereich Bewegungsförderung zu unterbreiten und miteinander im Gespräch zu bleiben. Außerdem erhielten wir vom Landessportbund eine Zertifizierung als „bewegungsfreundliche Kita“. Ebenso wie im Bereich der Bewegung leisten wir in unserer Kita einen großen Beitrag zur gesunden Ernährung. So gehören Gesundheitstage mit einem gesunden Frühstück, Ernährungsangebote für die Eltern, zahnärztliche Gesundheitsvorsorge sowie Körperhygiene und -pflege dazu. Einmal im Monat findet unser gesundes Frühstück statt, welches die ErzieherInnen mit den Kindern vorbereiten. Uns ist es wichtig, dass die Kinder eine ruhige und entspannte Atmosphäre vorfinden. Die Gestaltung der Essenssituationen sehen wir als grundlegend für Beziehungserfahrungen. Die Kinder lernen, wie schön es sein kann, gemeinsam am Tisch die Mahlzeiten einzunehmen, selbstständig Menge sowie Häufigkeit der Portionen zu regulieren. Wir geben dabei Unterstützung und Orientierung und sorgen für vielfältige Geschmackserfahrungen. Auch das regelmäßige gemeinsame kochen und backen der Gruppen ist hierbei förderlich. Die Kinder lernen so, wie diese alltäglichen Dinge funktionieren, welche Lebensmittel gesund sind und wie viel Spaß es macht, diese Mahlzeiten gemeinsamen zuzubereiten. In unserer Einrichtung gehören körperliche Bewegung, richtige Ernährung und Hygiene zusammen. Unsere Kinder lernen, das bestimmte hygienische Regeln einzuhalten sind, um Krankheiten entgegen zu wirken. Hierbei ist die Vorbildwirkung der pädagogischen Fachkräfte besonders wichtig.

Naturwissenschaftliche Bildung

Mit allen Sinnen erschließt sich ein Kind seine Umwelt und es baut darauf erste naturwissenschaftliche Erfahrungen und weiterführende Fragestellungen auf. Bereits Säuglinge erkunden ihre Umwelt mit allen Sinnen: sie schauen, berühren, riechen, hören und schmecken. Mit zunehmendem Alter und mit dem Erlernen des Krabbelns und später des Laufens, erweitern sie ihre Möglichkeiten ständig. Nach Erkundung ihrer unmittelbaren Umgebung, können sie im weiteren Umkreis die Phänomene der Natur entdecken. Kinder interessieren sich für Phänomene, denen sie im Alltag begegnen. Ihr Interesse gilt den Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft, dem Weltraum, aber auch den Wetterphänomenen, Tönen, Schall, verschiedenen Energieformen und der Pflanzen- und Tierwelt. Kinder wollen sich ein Bild von der Welt machen, diese erforschen und ihr ein Sinn verleihen. Die vielen Fragen “Wieso und Warum etwas funktioniert“ zeigen das hohe Interesse der Kinder und ihre Motivation. Besonders für naturwissenschaftliche und technische Abläufe lassen sich Kinder gern und leicht begeistern. Wir lassen die Kinder beobachten, erforschen, mit ihren Worten beschreiben, experimentieren und vergleichen. Sie erweitern damit ihre Handlungsmöglichkeiten. Naturwissenschaftliche Bildungsprozesse können sich aus jeder Naturbetrachtung, an jeder Alltagssituation und jeder Bewegung in der belebten und unbelebten Natur entwickeln. Dazu gehört u.a.: - Naturwissenschaftliche Bildung durch Naturerkundungen (z.B. Erleben der Jahreszeiten, Beobachtung bei Wald- und Wiesenspaziergängen) - Naturwissenschaftliche Bildung durch Experimente (z.B. Elemente „Wasser, Luft, Luft, Feuer und Erde“, Aggregatszustände) - Naturwissenschaftliche Bildung durch das „Freispiel“ - Naturwissenschaftliche Bildung durch das gemeinsame Pflegen unseres Außengelände und der Hochbeete - Naturwissenschaftliche Bildung durch „Projekte“ (z.B. Thema „Müll“, „mein Körper“ oder „die Farben“) Unsere Kinder erleben die Natur mit allen Sinnen in unserem Kindergarten. Sie spüren Regen, klettern im Wald über Bäume, matschen in unserer Kinderküche, bauen mit Brettern und Steinen, verstecken sich im Gebüsch oder im Weidentunnel, entdecken und beobachten auf der Wiese vom Spielplatz kleine Käfer und Schnecken, riechen an unseren frischen Kräutern und probieren aus dem Gruppenhochbeeten ihre Beeren. Natur erleben – ist Bewegung. Durch das Anleiten der Kinder zur Mülltrennung und mittels regelmäßiger Altstoffsammlungen, wird bei den Kindern ein erstes ökologisches Denken gefördert und bereits ein großer Beitrag zum Schutz unserer Umwelt geleistet. Bei Experimenten und im Umgang mit technischen Geräten gewinnen die Kinder Erkenntnisse über unsere vielfältige technische Umwelt. Beispiele hierfür sind: - Kennenlernen von verschieden Stoffen und Zuständen (flüssig, gasförmig, fest) - Untersuchen von verschiedenen Dingen nach Beschaffenheit und Eigenschaften - Sammeln, Sortieren und Ordnen - Umgang mit unterschiedlichen Arbeitsgeräten und -materialien an der Werkbank - Kennenlernen eine Lupe und eines Mikroskops - Umgang mit dem Computer, dem Tablett oder dem Fotoapparat - Kochen und Backen Wir achten darauf, dass unsere Kinder selbst als Forscher tätig werden können. Sie sollen die Möglichkeit haben, eigenständig und selbsttätig die unbelebte und belebte Natur zu erkunden, und darin neue Erfahrungen sammeln und entdeckend lernen.

Mathematische Bildung

Die Mathematik ist ein grundlegender Teil unserer Kultur und bietet Lösungen für praktische Probleme des Alltags. Mathematische Bildungsprozesse umfassen weitaus mehr als nur das Zählen und Rechnen, sondern sind an ganzheitliche Prozesse und Abläufe gebunden. Unser Ziel ist es, den Kindern die Gelegenheit zu bieten, diese Strukturen zu erkennen und Mathematik in Zusammenhängen zu erleben, die für sie bedeutsam und wichtig sind. So inspirieren wir sie, ihre Umwelt zu analysieren, mathematische Sachverhalte zu erforschen und Lösungsstrategien zu entwickeln. Im Alltag haben die Kinder Zeit und Raum zum Ausprobieren, Entdecken und Verändern. Sie selbst können - mathematische Sachverhalte erschließen, - Vergleiche anstellen, - mathematische Muster kennenlernen, - Regel- /Unregelmäßigkeiten erkennen - sowie ein erstes Gefühl für Zahlen und Formen entwickeln.

Musikalische Bildung

Musik lässt uns Lachen, Weinen, Mitschwingen und mit Herzklopfen zuhören. Musik ist schwer in Worte zu fassen. Doch klar ist, dass Musik jeden Menschen auf unterschiedliche Weise berührt. Musik ist ein bedeutsames Ausdrucksmedium für Gefühle und Gedanken, sie bereitet Freude und ermöglicht vielfältige ästhetische Erfahrungen. Aus unserem Kindergartenalltag ist das Musizieren, Tanzen und Bewegen nicht weg zu denken. Beim Musizieren können sich unsere Kinder selbst wahrnehmen und eine gewisse Feinheit im Gehör entwickeln. Weiterhin legt das Musizieren nachweislich die Grundlage für die seelische und geistige Entfaltung der Kinder. Außerdem profitiert die Sprachentwicklung enorm vom gemeinsamen Musizieren. Musik begleitet uns täglich in unserer Kita – egal ob im Morgenkreis, bei Angeboten oder beim Spielen, Musik ist allgegenwärtig. Der Tagesablauf wird durch Lieder Finger-, Kreis- und Bewegungsspiele oder Klanggeschichten begleitet. Die Kinder erleben sich beim Musizieren als Teil der Gemeinschaft und lernen miteinander umzugehen und Rücksicht zu nehmen. Durch den Einsatz des Orffinstrumentariums oder selbst gebastelter Instrumente bekommen die Kinder Gelegenheit die vielfältige Klangwelt zu erforschen, bzw. erste Klang- und Rhythmuserfahrungen zu machen. Ein wichtiger Partner bei der Förderung der musikalischen Bildung der Kinder ist für uns die Musikschule des Carl Schröder Konservatoriums Sondershausen. Die Kinder unserer Kita haben die Möglichkeit an der musikalischen Früherziehung teilzunehmen. Die Zusammenarbeit mit dieser Musiklehrerin gestaltet sich sehr positiv. Stete Absprachen, gemeinsames Lernen und die Teilhabe der Kinder sind wichtige Punkte auf beiden Seiten. Die Zufriedenheit der Eltern und die Begeisterung und Motivation der Kinder verdeutlicht, wie wichtig dieses Angebot in unserer Kita ist. 

Künstlerisch-ästhetische Bildung

Künstlerisch gestaltendes Tätig sein ist ein Bedürfnis eines jeden Kindes. Die Möglichkeiten des eigenständigen Schaffens entwickeln sich mit den geistigen, körperlichen und sinnesbezogenen Fähigkeiten des Kindes in vertrauensvollen Beziehungen und in der Auseinandersetzung mit der Umgebung. Über das Malen, Zeichnen, Kleistern, Kleben und Schneiden sowie aber auch über das Experimentieren mit verschiedenen Materialien drückt das Kind seine Emotionen aus und stellt somit die Welt aus seiner Sicht dar. Die Kinder erfahren, dass sie durch ihr eigenes Tun zu einem Ergebnis gelangen, mit dem sie sich identifizieren. Durch ihre Werke fördern sie ihr Selbstbewusstsein, entwickeln Stolz und bauen das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten aus. Durch das Bereitstellen von ansprechenden kindgerechten Materialen und Werkzeugen lassen sich Kinder sehr gut zu künstlerischen Tätigkeiten animieren – sie können ihre Kreativität voll und ganz ausleben. Zusätzlich werden in unserer Einrichtung gezielt Naturmaterialien sowie recycelbare Gegenstände zur Verfügung gestellt Ganz wichtig ist uns, dass jeder nach seinen eigenen Ideen und Stärken gestaltet. Oberste Priorität hat das Lob, die Anerkennung und die Wertschätzung.

Philosophisch-weltanschauliche Bildung

Kinder stellen viele Fragen im täglichen Miteinander: Was ist, wenn ich Hunger habe, nachdem ich gestorben bin? Oder: Warum soll ich den Simon nicht hauen, wenn er mir etwas wegnimmt? Ich kann ihn ja hauen, wenn es keiner sieht! Oder: Wer hat die Welt zusammengebaut? Ja, Kinder philosophieren problemlos, mit konkreten Fragen, unbefangen und oft mit berührend wichtigen Gedanken. Wir sehen uns bei all diesen Fragen und Gedanken als Gesprächspartner der Kinder und gehen dann auf ihre Überlegungen ein. Argumentieren können, kritisch und logisch Denken, ein Gefühl für Freiheit und Gerechtigkeit sowie eine persönliche Einstellung zum Sinn des Lebens zu entwickeln, all dies sind Dinge, die wir im späteren Leben brauchen und mit denen sich auch schon Kinder auseinandersetzen. Wir möchten die Kinder unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, sich positionieren zu können, möchten sie anregen philosophische Gespräche zu führen, um somit Vorstellungen und Bilder von der Welt zu entwickeln. Dass sich unsere Kinder mit Fragen wie, „Was ist ein Freund?“ oder „Was passiert mit meiner Katze, wenn sie stirbt?“ beschäftigen, ist normal und wir bieten ihnen dabei die wichtigen und vertrauensvolle Beziehungen, um genau diese Fragen stellen zu können. Wir befähigen die Kinder durch vielfältige Bildungsangebote, ihren Lebensort und ihre Beziehungswelt aktiv mitzugestalten und Respekt und Achtung zu entwickeln. Philosophisch- weltanschauliche Bildung schließt neben dem Interesse an der Philosophie auch das Interesse an Wissenschaft und Kunst ein. Kinder versuchen, Erfahrungen zu akzeptieren, zu interpretieren, zu speichern und zu vermitteln. In enger Verbindung mit unseren religionspädagogischen Bildungsschwerpunkten stehen in der täglichen Arbeit folgende Themen im Vordergrund: - Würde und Stolz - Verständnis, Achtung und Respekt - Normen und Werte - Identität und Sinn.

Medienbildung

In einer Welt, die von Medien geprägt ist, sollte die Medienerziehung als wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit gesehen werden. Wir erleben regelmäßig, dass ein erster Kontakt mit Medien frühzeitig im familiären bzw. im sozialen Umfeld stattfindet. Dennoch ist es wichtig, kritisch und reflektierend sich diesem Bildungsbereich anzunehmen. Die Angebote des Landesfilmdienst Thüringen e.V. (MEiFA) mit Sitz in Erfurt, nutzen wir in unserem Haus gern für die Umsetzung – so entstehen gerade hier auch mit Eltern und Großeltern sinnvolle Bildungsangebote. In unserer Einrichtung wird den Kindern die Möglichkeit geboten, Medienerlebnisse aktiv zu erleben und praktische eigene Erfahrungen zu sammeln. Als Medien sind hierbei sowohl die traditionellen Medien, wie Zeitungen, Bücher, CDSpieler, Fernseher und Kamera, als auch die neuen Medien, wie Internet, Handy oder Tablett gemeint. Aber zugleich alte Medien, wie ein Schallplattenspieler, Telefone oder eine Schreibmaschine sind Gegenstand unserer Arbeit. Wir unterstützen die Kinder bei der Handhabung, Bedienung und den Umgang, zeigen die Funktionsweise und wie diese Medien uns im Alltag unterstützen können. Wir nutzen die Medien, um mit den Kindern Inhalte zu verschiedenen Themen und Projekten zu erarbeiten. Wir motivieren sie, sich mit der Medienwelt auseinander zu setzen und alle Möglichkeiten, die wir anbieten, auszuprobieren. Wir sehen den Schwerpunkt darin, Erfahrungen möglich zu machen und die sinnvolle Verwendung zu entdecken. Medien sind für die Arbeit im Team ebenso wichtig und unumgänglich. Wir dokumentieren die Entwicklung der Kinder mit Hilfe von Medien (Kamera, Videoaufnahmen) oder stehen mit den Eltern bei kurzen alltäglichen Fragen in engem Kontakt (Kita-Handy). Wir sind im Team untereinander vernetzt und nutzen eine gut ausgestattete Technik in unserer Einrichtung (PC, Drucker, Kopierer, Tablett). Uns ist darüber hinaus sehr wohl bewusst, dass wir uns den digitalen Medienwelten der Kinder und deren Eltern nicht entziehen können. Aus diesem Grund liegt uns die konstruktive Auseinandersetzung am Herzen.

Zivilgesellschaftliche Bildung

Kita bedeutet für jedes Kind in einer größeren Gemeinschaft zu leben, in der alle gleiche Rechte und auch Pflichten haben. Die Kinder erfahren sich als ein Teil dieser Gemeinschaft, unabhängig von ihrem Aussehen oder von ihrem Können. Gegenseite Akzeptanz und Toleranz sind wichtige Voraussetzungen im täglichen Umgang miteinander.

Das eigenständige Bearbeiten eines Konfliktes, das Anerkennen von Rechten und das Wertschätzen von Normen und Regeln lernen die Kinder in nahezu allen tagtäglichen Situationen. Bewusste Rituale und christliche Feste stellen einen integralen Bestandteil bei der Gestaltung unserer pädagogischen Arbeit dar. Wir geben den Kindern Anregungen zur Auseinandersetzung mit Fragen des Lebens und des Glaubens, begleiten jedes Kind auf seinem Weg zur Selbstbestimmung und Gemeinschaftsfähigkeit und unterstützen es bei der Verknüpfung biblischer und persönlicher Erfahrungen. Das christliche Menschenbild ist für uns nichts Fertiges und Abgeschlossenes, es bietet jederzeit Anlass, immer wieder neue Aspekte und Sichtweisen kennen zu lernen. Ein für uns wertvoller Ansatz der Gemeinschaft ist das Gratulieren zu Geburtstagen der älteren Menschen in unserem Ort – einzelne Kinder besuchen diese Menschen, nehmen gemalte Bilder mit und überbringen ein Ständchen. Diese Tradition wird von der älteren Bevölkerung sehr geschätzt und unterstützt gleichzeitig das Verständnis und den Umgang der Kinder für und mit den Senioren. Auch der jährliche Oma- u. Opa Tag in unserem Haus fördert das Bewusstsein für die ältere Generation und würdigt die Zeit und die Kompetenz der Großeltern. Seit 2021 arbeiten wir intensiv in den Bildungsbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Abkürzung MINT) durch die Begleitung des Projektes „Haus der kleinen Forscher“. Diese gemeinnützige Stiftung engagiert sich mit einer bundesweiten Initiative für gute frühe Bildung von Kindern im Kita – und Grundschulalter in den genannten Bereichen (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Gemeinsam mit über 200 Netzwerkpartnern setzt sich die Stiftung für frühe MINT – Bildung ein. Die Bildungsinitiative bietet dazu bundesweit ein Bildungsprogramm an, das in erster Linie pädagogische Fachkräfte fortlaufend dabei unterstützt, Kinder beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten – und das seit 2006 mit großem Erfolg. Das „Haus der kleinen Forscher“ verbessert auf diese Weise Bildungschancen, fördert Interesse am MINT – Bereich und an nachhaltiger Entwicklung …“ (Quelle: Homepage Stiftung „Haus der kleinen Forscher“; mehr Informationen auf der Homepage unter: www.haus-der-kleinen-forscher.de) Ganz praktisch wird diese Arbeit in unserem Haus durch eine Kollegin an zwei Tagen in der Woche in allen Gruppen umgesetzt. Mit einem toll ausgestatteten „Forscherkoffer“ in der Hand, bringt sie immer neue Sachen zum Entdecken für die Kinder mit. Wir streben außerdem die Zertifizierung zum „Haus der kleinen Forscher“ an. Dazu besuchen bereits einige Kolleginnen regelmäßig verschiedene Fortbildungen in allen M I N T – Bereichen. Dies ist Bestandteil und Voraussetzung für die Zertifizierung. Auch am bundesweiten „Tag der kleinen Forscher“ nehmen wir jährlich teil. Dieser steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Hierzu führen wir verschiedene Experimente mit den Kindern durch.

6.8 Schlüsselrolle Sprache

Sprachliche und schriftsprachliche Bildung

 Sprache ist eine Grundbedingung des Zusammenlebens und durchzieht das kindliche Handeln überall und jederzeit. Unsere Kinder und auch wir Erzieher/ Innen sind auf die aktive Auseinandersetzung mit unserer Umwelt angewiesen. Diese Auseinandersetzung erfolgt über eine fortwährende nonverbale und verbale Kommunikation. In der Bildungs- und Erziehungsarbeit unserer evangelischen Kita spielt der Bereich Sprache eine übergeordnete Rolle – durch die Teilhabe am bundesweiten Sprachprojekt „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ wird diesem Bildungsbereich viel Aufmerksamkeit gewidmet. Entsprechend der drei Säulen im Bundesprogramm verfolgen wir als Team das Ziel, eine verbesserte sprachanregende Umgebung in unseren Räumlichkeiten orientiert an den Lebenswelten der Kinder zu schaffen (alltagsintegrierte sprachliche Bildung). Unabhängig des Bildungsstandes oder der sozialen Herkunft eines Kindes, versuchen wir uns immer wieder bewusst zu machen, wie wichtig es ist, alle Kinder gleichermaßen zu erreichen (inklusive Pädagogik). Sich als Team dabei gegenseitig zu reflektieren ist eine Voraussetzung. Nicht zuletzt sind die Eltern in der sprachlichen Arbeit unsere wichtigsten Ansprechpartner. Die Eltern für das Thema „Sprachliche Bildung“ zu sensibilisieren und ihnen einen Einblick in unseren pädagogischen Alltag zu ermöglichen, soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Gemeinsame Veranstaltungen (z.B. Sprach- Abende mit Experten; Eltern-Café) helfen uns niederschwellig mit Eltern über das Thema Sprachentwicklung ins Gespräch zu kommen. Unser Ziel in der täglichen Zusammenarbeit mit den Eltern ist außerdem den Eltern eine Rückmeldung über die Sprachentwicklung ihres Kindes zu geben. Eine zusätzliche externe Fachberatung unterstützt die sprachliche Arbeit in unserer Einrichtung. Regelmäßige Vor-Ort Besuche, Hospitationen, Fachkräfte-Treffen, TandemTreffen aus Leitung, Fachkraft und Fachberatung und die Übermittlung wichtiger Weiterbildungsangebote und interessanter Materialien unterstützt die systematische Weiterentwicklung der sprachlichen Bildungsarbeit. Außerdem fördert die zusätzliche Fachberatung unsere Teambildungsprozesse und hilft uns bei der Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität unserer Kita. Unsere interne Sprachfachkraft ist mit 20 Stunden wöchentlich für die Durchführung von Angeboten, die Beratung und Anleitung der Kollegen, als Ansprechpartner für die Eltern, als „Vorbild“ guter Praxis, als Begleiter und Unterstützer in der Kita tätig. Als Multiplikator stellt unsere Sprachfachkraft sicher, dass alle relevanten sprachlichen Inhalte immer wieder zusammengefasst und verankert werden. Wir arbeiten im Rahmen dieses Bundesprogramms in einem Verbund mit verschiedenen Einrichtungen zusammen. Dieser regelmäßige Austausch ist besonders wertvoll und hilfreich bei der praktischen Umsetzung vor Ort. Viele Ideen und Ansätze werden diskutiert und Erfahrungen dazu ausgewertet. Das regelmäßige erforderliche Monitoring sichert die Erfassung der Ergebnisse und macht das Erreichte transparent. Wir möchten im Folgenden einen kurzen Einblick in die Umsetzung unserer sprachlichen Bildungsarbeit geben.

1 Wir sehen uns als Vorbild:

  • Wir sind eine Orientierung (Bezugspersonen) für die Kinder
  • Wir haben Freude am Sprechen, Erzählen und Mitteilen
  • Wir teilen uns klar, verständlich und deutlich mit
  • Wir sprechen in vollständigen Sätzen und begleiten unser gesamtes Tun im Alltag sprachlich
  • Wir sind geduldig, wenn ein Kind noch etwas Zeit zum Formulieren braucht
  • Wir hören aufmerksam zu
  • Wir wenden das Korrektiv-Feedback an
  • Wir schaffen Situationen, die besonders sprachanregend sind
  • Ebenso fördern wir ruhige Momente, um Geräusche wie den Gesang der Vögel, ein vorbeifahrendes Auto, eine Uhr, … wahrnehmen zu können

2 Methodische Schwerpunkte:

  • Eine der wichtigsten Methoden zur Entwicklung des Spracherwerbs stellt das kindliche Spiel dar. Kinder lernen dabei von Kindern, unterhalten sich, begleiten ihr Spiel mit der Sprache
  • Reime, Gedichte und auch Fingerspiele bieten grundlegende Anregungen und Möglichkeiten der Sprachanbahnung und –entwicklung
  • Gespräche im Morgenkreis und während der Mahlzeiten
  • das tägliche Vorlesen und das Hören von Geschichten (Vorlese-Oma´s und Opa´s besuchen zusätzlich regelmäßig unsere Kita)
  • Bildbetrachtungen
  • Hand- und Fingerpuppen führen zum Hören und Sprechen (sprechende Kuscheltiere sind die beste Sprachhilfe für unsere Kinder)
  • gezielte Spiel- und Sprachangebote durch die Sprachfachkraft

3 Tägliches Singen ist ein Tor zur Sprache

  • singen aktiviert das kindliche Gehirn
  • Lieder vermitteln neue Wörter
  • die Sprachpoesie wird frühzeitig angesprochen (z.B. Erkennen von Reimen)

4 Zusammenarbeit mit Fachkräften aus allen Bereichen

  • unser Verständnis ist, dass eventuelle Auffälligkeiten bei den uns anvertrauten Kindern fachkompetent besprochen werden können (frühzeitig erkannte Barrieren in der Sprachentwicklung sind die eine Grundlage für Fördermaßnahmen)
  • im gegenseitigen Einvernehmen mit den Eltern besteht die Möglichkeit sich Unterstützung von außen zu holen, z.B. bei Fach- und Kinderärzten oder Therapeuten
  • die Zusammenarbeit mit der Grundschule – Kooperations-Schule Franzberg Sondershausen – stellt eine der wichtigsten Grundlage im Bereich der Sprache und Sprachentwicklung dar

Die pädagogische Rhetorik ist eine von Herzen kommende Kunst, die unseren Kindern Selbstständigkeit gewähren soll und ihnen helfen soll, die Sprache zu lieben.

6.9 Religionspädagogik und Glauben als Schwerpunkt unserer Arbeit

In unserer täglichen Arbeit leiten wir die Kinder dazu an, unterschiedliche Sichtweisen Anderer zu respektieren und sie als Grenzen anzuerkennen. Wir unterstützen die Kinder bei der Entwicklung von Gottvertrauen. Dabei steht der Segen Gottes stets im Mittelpunkt. Die Kinder erleben, dass Gott schützend seine Hände über uns hält, uns begleitet und in schwierigen Situationen ein vertrauensvoller Partner ist. Aussagen und Botschaften des Evangeliums versuchen wir durch Andachten, Geschichten, Gebete und Kindergottesdienste an die Kinder und auch an deren Eltern in geeigneter Form zu übermitteln. Unsere religiösen Angebote betrachten wir nicht als einen gesonderten Auftrag, sondern sind Teil und Grundlage aller unserer Bemühungen. Religiöses Erleben fördern wir durch das Mitgestalten von religiösen Bräuchen, das gemeinsame Erfahren der Kirchräume, das Beten oder Singen, das Erleben von Stille und das Begegnen mit Personen, wie unserer Pfarrerin. Die Kinder sollen auch lernen, andere Menschen, Kulturen, Religionen und Traditionen wertzuschätzen, Fremdes anzuerkennen und zu respektieren. Im Rahmen dieser Zielsetzung sind wir bestrebt regelmäßig Projekte mit einer Förderung zu erhalten, um neue Materialien, Literatur und CD´s anschaffen zu können. Die Kita versteht sich als aktiver Teil der Kirchengemeinde. Viele Kinder sind in dieser oder in anderen Gemeinden getauft. Die Taufe ist auch ein Versprechen der Gemeinde für die Kinder da zu sein, ein Stück davon wird durch unsere evangelische Einrichtung eingelöst. 

6.10 Natur – und Waldpädagogik

„Jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken“

Kinder brauchen zu Ihrer Entwicklung nicht nur stabile Bindungen zu liebevollen Menschen, sondern auch eine Beziehung zur Natur und deren Elemente wie Erde, Wasser, Feuer, Luft, sowie Tiere und Pflanzen, Steine, Wiesen und Wälder. Dieser Leitgedanke hat uns zu unserem Waldprojekt geführt. Das große Glück, die Natur und den Wald direkt vor der Tür zu haben, wollen wir gezielt nutzen, um einen Platz zu schaffen, den wir langfristig und regelmäßig mit unseren Kindern nutzen können. Sie sollen einen selbstverständlichen Bezug zur Natur erfahren. Der kontinuierliche Kontakt mit der Natur und dem Wald sensibilisiert die Kinder und fördert einen behutsamen Umgang mit Ihr. Sie erleben Tiere und Pflanzen in ihren ursprünglichen Lebensräumen und gewinnen naturkundliche und ökologische Kenntnisse. Um diese Ziele zu verwirklichen können wir ein Waldgrundstück, welches der Kirche Großfurra gehört, nutzen. Dafür wollen wir uns einen Bauwagen anschaffen, um langfristig und wetterunabhängig die Natur und den Wald erleben und nutzen zu können. Dieser soll als Rückzugsort, aber auch zum Einnehmen der Mahlzeiten und Lagerung unserer Materialien dienen. Gemeinsam mit Kindern und Eltern wollen wir den Bauwagen herrichten und einrichten. Hierbei achten wir jedoch darauf, dass zwar alles notwendige vorhanden ist, jedoch wollen wir an diesem Ort auf handelsübliches Spielzeug verzichten. Vielmehr liegt es uns am Herzen, dass die Kinder in dieser Zeit, in der wir den Wald nutzen, selbst kreativ werden. Das Spielen im Wald schult Ihre Sinne, Phantasie und Motorik und bietet ebenso viel Freiraum für Bewegung und körperliche Aktivitäten. Gemeinsame Erlebnisse stärken das Gruppengefühl und steigern so die Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe und Rücksichtnahme. Den Naturraum Wald wollen wir möglichst bei jedem Wetter, wöchentlich und mit jeder Gruppe nutzen, um so mit den Kindern noch einmal intensiver die Jahreszeiten und deren Besonderheiten erleben zu können. Unser Team wird regelmäßige Fortbildungsangebote nutzen, um unsere Arbeit in diesem Bereich stetig weiterentwickeln zu können. Außerdem wird eine Kollegin zur „staatlich zertifizierten Waldpädagogin“ ausgebildet. Diese Ausbildung erstreckt sich über ein Jahr, mit mehreren verschiedenen Modulen, sowie einer Abschlussprüfung.

6.11 Der Übergang zur Grundschule

Der Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule stellt eine der ersten und wichtigsten Veränderungen im Leben eines Kindes und seiner Familie dar. Er gilt als zentrale Umbruchssituation im Kindesalter und bedarf einer sensiblen Vorbereitung. Übergangssituationen erfordern stets eine besondere Aufmerksamkeit aller Verantwortlichen. Der weitere Bildungsweg eines Kindes kann hier maßgeblich beeinflusst werden. Für uns und alle am Übergangsprozess Beteiligten sind die Vorschulkinder etwas Besonderes. Eine noch intensivere und enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist notwendig – der Austausch ist wichtig und von großer Bedeutung, um für das Kind einen bestmöglichen Eintritt in das Schulleben zu ermöglichen. Wir bieten viele Möglichkeiten und Gelegenheiten für gegenseitige Rückmeldungen und Gespräche. Nicht allein das jährlich stattfindende Entwicklungsgespräch ist an dieser Stelle gemeint – zusätzliche Elternabende, weitere individuelle Gespräche zwischen der Erzieherin und den Eltern, der gemeinsame Besuch der schulischen Angebote (Schnuppertage, Eltern-Info- Veranstaltungen,…) und das Planen verschiedener Vorschulaktivitäten stehen fest verankert im Ablauf des letzten Kindergartenjahres. Anhand dieser gemeinsamen Festlegungen wird der Übergang als Brücke und nicht etwa als Bruch gesehen – Erzieherinnen, Lehrkräfte und Eltern kooperieren frühzeitig und vertrauensvoll miteinander, um die Kinder schrittweise an den Schulalltag heranzuführen. Wir legen hohen Wert darauf, durch die verschiedenen Angebote und Projekte Lust und Neugierde auf die Schule zu wecken. Die Kinder sollen selbstbewusst und sicher den Weg in die Grundschule antreten können. Durch folgende Aktivitäten versuchen wir den Übergang für die Kinder interessant und hilfreich zu gestalten:

  • Unsere „Großen“ Weltentdecker dürfen sich im Haus voll ausleben. Die zwei Gruppenräume bieten die Möglichkeit sich mit vielen interessanten und neuen Aspekten in Vorbereitung auf die Schule ungestört vom restlichen Kita-Alltag zu beschäftigen. Ein großzügiger Flur, die Bibliothek mit einer großen Auswahl an Kinderbüchern bieten Platz und Bewegungsfreiheit.
  • Mehrmals wöchentlich findet vormittags die Vorschule statt. Ein unterrichtsähnlicher Ablauf ermöglicht den Kindern ein „Hineinschnuppern“ in den Schulalltag. 
  • Die Durchführung von zahlreichen Projekten (z.B. zu Kinderrechten, zur Geschichte des Ortes, …) zu selbst gewählten Themen stärkt die Lust auf Neues.
  • Die Vorschulkinder nehmen zusätzlich an extra für sie organisierten Ausflügen teil (z.B. Theater- oder Museumsbesuche, Stadtführungen, Rückenschule, Verkehrserziehungsprojekte etc.).
  • Die Vorschulkinder übernehmen weitere Verantwortung im gesamten Tagesablauf, u.a. bei der Wahrnehmung von Pflichten, Aufgaben und Diensten.
  • Die Vorschulgruppe studiert das jährliche Krippenspiel ein, welches an den Adventswochenenden zu verschiedenen Höhepunkten aufgeführt wird.
  • Gemeinsame Projekttage mit der Franzbergschule (es besteht eine Kooperationsvereinbarung) erleichtern den Kindern auf spielerische Art und Weise das Kennenlernen der LehrerInnen und der MitschülerInnen.
  • Der Besitz einer eigenen Federmappe und eines Hefters für Arbeitsblätter erfüllt die Kinder mit Stolz und erhöht das Verantwortungsbewusstsein für Ordnung und den sorgfältigen Umgang mit den eigenen Materialien.
  • Keinen Mittagsschlaf machen zu „müssen“, zeigt den Kindern „Wir sind die Großen und werden von unseren Erzieherinnen auch als solche wertgeschätzt!“.
  • Ein Rückenschulungs-Kurs durchgeführt durch eine Physiotherapiepraxis statt, fördert die richtige Körperhaltung auf dem Stuhl und unterstützt das richtige Tragen des Schulranzens.
  • Durch die Polizei Sondershausen wird zur Vorbereitung auf den zukünftigen Weg zur Schule/ zum Schulbus ein Verkehrsprojekt zum richtigen Verhalten im Straßenverkehr und im Bus angeboten.

Wir sind bestrebt durch die genannten Maßnahmen die Kinder im letzten Jahr für die bevorstehende Zeit in der Schule stark zu machen und deren Selbständigkeit zu fördern. Zusätzlich wird ein gesondertes und gleichermaßen besonderes Übergangs-Portfolio für das letzte Kindergartenjahr geführt. Dieses wird am Ende, gemeinsam mit einem kleinen „Schatzkästchen“ gefüllt mit Liedern, Gedichten, Reimen, Fingerspielen und Bildern aus der Kindergartenzeit feierlich übergeben. Im Juni/Juli findet dann unsere Abschlussfahrt bzw. eine Abschiedsfeier gemeinsam mit allen am Übergangsprozess Beteiligten statt. Es erfolgen die feierliche Übergabe der Zuckertüten vom Zuckertütenbaum, die Übergabe der Portfolios, die Aufführung eines kleinen Programms und die Verabschiedung von allen Freundinnen und Freunden sowie den anderen Erzieherinnen der Kita. Ein Segnungsgottesdienst gemeinsam mit allen Familien, der Kirchengemeinde und der Pfarrerin ist ebenso eine Tradition und bildet einen besonderen Höhepunkt im Leben unserer Vorschulkinder. Damit geht das besondere und letzte Kindergartenjahr für jedes Vorschulkind zu Ende.

6.12 Partizipation

Dialog und Kommunikation findet täglich mit jedem einzelnen Kind statt – das sehen wir als Grundvoraussetzung für jegliche Partizipationsform der Kinder. Die Erzieherin erklärt warum sie was und wann mit den Kindern gemeinsam umsetzen möchte. Die Gestaltung unseres Tagesablaufes ist stets an den Bedürfnissen der Kinder orientiert, dabei haben die Kinder ein Mitspracherecht und können wählen, wann Sie beispielsweise den Waschraum aufsuchen, ihre Vitaminpause zu sich nehmen, wieviel sie zu den Mahlzeiten essen oder welche der Arbeitsmaterialien sie in einem Angebot wählen. Die unter dem Punkt „Tagesgestaltung“ angegebene Struktur dient der Orientierung und kann täglich entsprechend der Bedürfnisse der Kinder variiert werden. Uns ist wichtig, jedem Kind aufmerksam und wertschätzend gegenüber zu treten. Dazu zählen das Ausreden lassen und das genaue Zuhören, ebenso wie das ernst nehmen der Anliegen der Kinder. Schon vom ersten Besuch in unserer Kita an, würdigen wir jedes einzelne Kind mit seinen eigenen Bedürfnissen. Dies spielt beim Essen und Trinken, sowie beim Pflegen und Wickeln in den ersten Monaten eine entscheidende Rolle. Im täglich stattfindenden Morgenkreis hat jedes Kind die Möglichkeit sich frei zu äußern. Durch gezieltes Fragen der Erzieherin zu stattgefundenen Aktivitäten oder zu geplanten Projekten, kann die Meinung der Kinder abgefragt werden. Hier ist es enorm wichtig, dass sich das Team untereinander in den Beratungen über die Äußerungen der Kinder austauscht und diese auswertet. Für uns ist es außerdem von Bedeutung, dass unseren Kindern unbeobachtete Rückzugsecken zur Verfügung stehen. Diese können die Kinder untereinander zum Austausch nutzen. Kinder an ihrem Lebensumfeld zu beteiligen, heißt für uns, ihnen die Bedingungen zu geben, die sie brauchen, um ihre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Das können wir als Erwachsene nur, wenn wir eine Grundhaltung Kindern gegenüber einnehmen, die geprägt ist von vollkommener Wertschätzung und vollkommener Berechtigung, von Respekt und Achtung.

6.13 Die Rechte der Kinder

„Kinder erleben zu lassen, dass sie gefragt und eingebunden sind, dass ihre Meinung zählt und ihr Mitentscheiden wirklich gewollt ist, befähigt sie zu einem demokratischen Lebensstil“ (Zitat aus dem Thüringer Bildungsplan). Wir sind dafür verantwortlich immer wieder den Schutz aber auch die Autonomie der Kinder im Blick zu haben. Mit „Beteiligen“ meinen wir in unserem Haus mehr als nur das freundliche Zuhören oder Aufnehmen der Kinderwünsche bei der Wahl des Spielzeugs. Beteiligung ist ein Prozess und ist nie abgeschlossen. Wir erleben, dass das Verinnerlichen der Beteiligung der Kinder eine Haltungsfrage eines jeden Mitarbeiters ist und in den Köpfen beginnt. Eine dialogische und partnerschaftliche Haltung bildet hier die Basis. So geht es doch in allen alltäglichen Abläufen immer wieder um den verantwortungsvollen Umgang mit der Macht einer jeden Erzieherin/ eines jeden Erziehers. Wir haben uns in unserer Einrichtung auf folgende Verfahrensweisen und Handlungsabläufe geeinigt, um die Rechte der Kinder immer im Blick zu haben:

  • Kinder werden umfassend informiert (genauso wie ihre Eltern, Familien) über Termine, Vorhaben, geplante Aktivitäten
  • Kinder haben die Möglichkeit sich frei zu äußern und mit jeder/m Mitarbeiter/In das Gespräch zu suchen 
  • Kinder übernehmen Verantwortung (automatisch gibt die Erzieherin/ der Erzieher von ihrer Macht etwas ab) 
  • Die Kinder können sich frei bewegen (z.B. Gang zur Toilette, bei den Mahlzeiten, auf dem Spielplatz, in den Fluren,…)

Selbstverständlich ist das Alter der Kinder stets bei der Umsetzung zu beachten und ggf. sind einige Punkte mit Unterstützung möglich. Laut § 12 Thüringer Kindergarten Gesetz wirken die Kinder an der Gestaltung ihres Alltags in den Kindertageseinrichtungen mit. Kinder in Tageseinrichtungen haben das Recht, eine in der Einrichtung tätige Person zur Vertrauensperson zu bestimmen. Die Vertrauensperson wirkt im Elternbeirat beratend mit (siehe auch Punkt 7 „Modellprojekt“).

6.14 Verfahren bei Beschwerden der Kinder

Mit der Betriebserlaubnis sind wir als Einrichtung verpflichtet das Wohl unserer Kinder zu gewährleisten und zur Sicherung der Rechte unserer Kinder geeignete Verfahren der Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde anzuwenden. Mittels Beteiligung und Beschwerde sollen unsere Kinder vor körperlicher, sexueller, psychischer oder verbaler Gewalt geschützt werden. Je nach Entwicklungsstand eines Kindes werden Beschwerden nicht immer verbal geäußert, sondern zeigen sich durch die Körperhaltung, durch Mimik und Gestik. Wichtig sind dabei die sensible Wahrnehmung und das feinfühlige Beobachten. Unser professionelles Verständnis von Beschwerden ist, diese nicht als persönliche Kritik aufzufassen, sondern diese als Angebot, als Denkanstoß oder als Anfang für eine Veränderung wahrzunehmen. Eine Beschwerde löst häufig einen Entwicklungsprozess aus und garantiert somit auch die Weiterentwicklung im Team. Dass unsere Kinder Beschwerden anbringen können beruht auf drei Grundsätzen unserer täglichen Arbeit:

  • die Kinder werden wertgeschätzt und in höchstem Maß in alle Abläufe einbezogen – Partizipation und Mitsprache!
  • die Eltern sind unsere Erziehungspartner (sie tragen die vorrangige Verantwortung) – sie äußern Wünsche und Gedanken des Kindes, die es zu beachten und zu bearbeiten gilt
  • wir haben gemeinsam (Träger, Leitung, Team) ein Kinderschutzkonzept erarbeitet, in dem unter anderem auch die Möglichkeiten der Beschwerde für die Kinder erklärt sind

Eine beschwerdefreundliche Kita zu werden ist ein langer Weg – dessen sind wir uns als Team bewusst. Im Umgang mit Kinderbeschwerden erleben wir als Fachkräfte positive Veränderungen. Die intensive Beteiligung führt dazu, dass unsere Kinder selbstbewusster agieren und bei Konflikten nicht mehr so oft uns als ErzieherInnen holen. Die Kinder trauen sich immer öfter zu, dass sie kleine Probleme selbstständig lösen können. Und die Erwachsenen entdecken, wieviel Potenzial in den Ideen der Kinder steckt. 

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